Klassentreffen

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Irgendwann wird es jeden einmal treffen. Man öffnet den klassischen Briefkasten, oder den virtuellen und hält eine Einladung in den Händen, um Leute zu treffen, die man aus gutem Grund aus seinem Gedächnis und dem Leben gestrichen hat. Klassentreffen. Sobald der erste Schock verdaut ist, erarbeitet man eine Pro- und Kontraliste, ob es sinnvoll wäre sich dort blicken zu lassen. Man könnte natürlich seinen alten "Rivalen" ein bisschen unter die Nase reiben, wie erfolgreich man in den letzten Jahren so war und wie gut das Studium und das Privatleben laufe. Natürlich ist das alles nur erstunken und erlogen. Man wär auf der weiterfrührenden Schule beinahe sitzen geblieben, das Studium läuft, ehr schlecht als recht und vom Privaten sollte man am besten die Finger lassen.
Wenn es das Medium Studivz nicht geben würde, wäre es sogar interessant zu wissen, wie es den anderen Mitschülern denn so in den letzten Jahren ergangen ist. Wobei man sich auch da sicher sein kann, dass der ein oder andere seinen Lebenslauf kräftig auf Hochglanz poliert hat, nur um zu glänzen.
Haben wir uns nun überwunden trotzdem hin zu gehen, stellt sich die Frage nach dem Outfit. Galt man bei den Mitschülern früher noch als graue Maus, möchte man nun einen überzeugenden Auftritt hinlegen. Nicht nur man selbst, auch sein Modegeschmack hat sich um einiges geändert und das muss adäquat präsentiert werden. Aber nicht nur das hat sich geändert. Auch die Zahl auf der Waage ist nicht still geblieben und hat sein Eigenleben entwickelt. Naja, jetzt hat man wenigstens einen Grund dagegen anzukämpfen, wobei das fast so ausichtslos ist, wie Don Quichotte gegen seine Windmühlen.
Man geht schon Wochen vorher Outfitkombinationen durch, welche man in dem Fall anziehen könne, wenn es Regnet. Was wird angezogen, wenn die Sonne scheint? Schon Wochen vorher legt man sich Sachen zurecht, nur um sie einige Tage später wieder über den Haufen zu werfen. Dann geht man Shoppen und kommt mit dem ultimativen Teil zurück, welches man im nachhein bei seiner größen Rivalin im StudiVZ -man muss sich schließlich vorbereiten, um eventuelle Lügen sofort zu erkennen- auf einem Bild sieht und es ihr eigentlich viel besser steht als einem selbst.

Am Ende wird es so aussehen, man vergisst das Datum und bekommt irgendwann ein SMS von seiner Mitfahrgelegenheit, wo man denn sei, man warte schon seit 10 Minuten am Treffpunkt. Grade hatte man es sich mit einer Tasse Tee und einem guten Buch auf dem Sofa bequem gemacht. Super. Die Klamotten, die man schon den ganzen Tag an hatte, werden wieder angezogen und mit eine riesen Dosis Parfüm und Deo frisch gemacht. Die Haare sind natürlich auch nicht gewaschen und bekommen einen Helm Haarspray. Man flitzt zur Tür, am großen Spiegel vorbei, sieht, dass man noch schlechter aussieht, als die Mitschüler einen vielleicht in Erinnerung hatten. Man schnappt sich das Handy und sagt ab.
Nichts und niemand ist es wert, so aus dem Haus zu gehen. Auch nicht die Leute, die man eigentlich nie wieder sehen wollte.

Gruß und Kuss und