Kulturhauptstadt 2010 - hä? - Mein Essen

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Keine 3 Monate mehr und die Stadt Essen darf sich Kulturhauptstadt 2010 schimpfen. Stellvertretend für den gesamten Ruhrpott hat sie den Titel bekommen. Zu Recht. Ein neidischer Nicht-Essener wollte vor kurzen in einem Forum wissen, wie Essen das nur gemacht hat, da es dort nichts gäbe außer ein bisschen Altes zwischen einigen Fabriken. Diese paar Wörter lösten eine riesen Diskussion aus, und ließen auch mich ein bisschen über diese Stadt nachdenken. Ja, was gibt es dort eigentlich? Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Fangen wir bei der Kultur an. Hört man den Namen Krupp in Essen fällt einem zuerst mal die Villa Hügel ein, welche Alfred Krupp 1873 oberhalb des Baldeneysees errichten ließ. Nach 3 Krupp Generationen wohnt dort  niemand mehr und nachdem die Villa grundrestauriert wurde, finden dort lediglich nur noch Ausstellungen und Konzerte statt und auch ein "Kruppmuseum" ist in der Villa untergebracht. Was mich immer wieder wundert, dass sobald man aus Essen raus ist, niemand mehr die Familie Krupp kennt. Dann kommt meistens nur: "Hatten die nicht irgendwas mit dem Krieg zu tun?" Schande über alle diejenigen, die das jetzt auch denken! Die Familie Krupp regiert Essen. Dann hätten wir da noch den Krupp-Gürtel oder auch Berthold-Beitz-Boulevard genannt. Eine riesen große Grünfläche mit unter anderem vielen Villen und Häusern, die den Essener Norden mit dem Süden verbinden soll. Ich würde hier allerdings ehr eine Mauer empfehlen. ;)

Vom Krieg kommen wir nun zum Theater.
Neben dem Grillo und dem Aalto Theater gibt es auch das Collosseum in dem regelmäßig Musicals aufgeführt werden. Das Collosseum ist eins der wenigen Gebäude Krupps die im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurden. Seit 1989 steht das Gebäude unter Denkmalschutz und wurde 1995/96 zu einem Musical Theater umgebaut. Bisher wurde dort Musicals wie Elisabeth (mit Uwe Kröger <3), Jesus Christ Superstar (hab ich gesehn), Aida (mit DSDS Aussteigerin Judith Lefeber), Mamma Mia oder Das Phantom der Oper gezeigt. Das letzte war das 80er Musical "Ich will Spaß" und zur Zeit wird dort "Buddy" aufgeführt. Letzteres sagt mir allerdings nichts. Um dort irgendwann auf der Bühne stehen zu können sollte man sich an der Folkwang Hochschule ausbilden lassen. Die Bereiche, die dort studiert werden können sind Musik, Tanz, Theater und Gestaltung. Die Hochschule ist eine der Top Adressen in Deutschland und hat schon die ein oder andere "Berühmtheit" hervorgebracht. Ulrike Frank (GZSZ), Elisabeth Volkmann (Klimbim), Diether Krebs oder Armin Rohde.
Natürlich kann man auch an der unglaublich hässlichen Uni Duisburg-Essen studieren. Keine 10 Minuten von dieser entfernt haben sie innerhalb von 3 Jahren ein riesen großes Einkaufszentrum aus dem Boden gestampft [und dafür das schöne alte Karstadtgebäube dem Erdboden gleich gemacht]. Der Limbecker Platz. 3 Etagen und aus jeder Sparte etwas. Klamotten, Bücher, Fressbuden, Schmuck, Technik, Lebensmittel... ALLES. Auch H&M. [Hier möchte ich anmerken, dass auch C&A aus ihrem riesen Anwesen ausgezogen sind und jetzt demnächst ein 4 Etagen Kaufhaus leer stehen wird. Priiimark. Hallo? Interesse? ;)] Das Einkaufszentrum steht am Berliner Platz, wo auch das Collosseum, IKEA und das Cinemaxx zu finden ist. Letzteres ist das größte Multiplex-Kino Deutschlands mit den meisten Sitzen in 16 Sälen. Und wenn wir schon mal beim Kino sind, ist ein Besuch in der Lichtburg eigentlich pflicht. Hier gibt es jedoch nur einen großen Saal mit den meisten Plätzen Deutschlands und einen kleinen Raum mit 150 Plätzen. Der große Saal besitzt eine Bühne und wird daher auch oft von Künstlern genutzt. Beispielsweise Harpe Kerkeling. Auch werden viele Filmpremieren dort gefeiert und alles was Rang und Namen hat gibt sich dort die Klinke in die Hand.
Neben der Lichtburg ist das Essener Münster mit dem Domschatz zu finden. Der goldenen Madonna.


Himmel, ich habe mindestens die Hälfte vergessen. Zeche Zollverein mit ihren Konzerten, Ausstellungen und Partys. Den Baldeneysee, welchen man von der Villa Hügel aus sehen kann. Der wurde vor einigen Jahren neu "Umrandet" und man kann dort nun perfekt Inliner fahren gehen. Werden, Essens ältester Stadtteil. Den Grugapark und die Grugahalle in der auch viele Konzerte statt finden. (Vor der Halle auf dem Parkplatz haben sich Uschi Obermaier und Rainer Langhans kennen gelernt.) Die Messe. Das Hundertwasserhaus. Das Folkwangmuseum, das Ruhrlandmuseum und und und...  Schlag mich Tod, mir fällt grad nichts mehr ein. Jeder Essener, der das liest möge mir verzeihen.
Worauf ich gespannt bin, ist der Hauptbahnhof. Der sieht zur Zeit noch aus wie ein Schlachtfeld. Eine Mischung aus Modern und Altbacken. Toi, toi, toi. Zum Essener Norden kann ich nicht viel sagen, da war, bin und werde ich mich vermutlich nie aufhalten. Die Aldi Brüder haben es richtig gemacht und sich im schönen Essener Süden nahe der Villa Hügel ihr Anwesen gekauft. Und wenn man Glück hat trifft man auch mal Pete Klocke beim Radfahren im Stadtwald oder im Jagdhaus Schellenberg. Oder auch nur beim Bäcker... ;)

Aber es soll keiner mehr wagen, Essen kulturlos zu betiteln.

Gruß und Kuss und ein kultiviertes